Krumping im Kino – RIZE – Uns hält nichts auf!

David LaChapelle, der „Fellini der Photographie“ (New York Magazine), berühmt durch seine zahlreichen Mode- und Star-Photographien, sowie Videoclips (Moby, Gwen Stefani, Christina Aguilera),

 David LaChapelle, der „Fellini der Photographie“ (New York Magazine), berühmt durch seine zahlreichen Mode- und Star-Photographien, sowie Videoclips (Moby, Gwen Stefani, Christina Aguilera), taucht in seinem Debütfilm in eine uns bisher verschlossene Subkultur ein: In furiosen Bildern rauschen die Bewegungen des derzeit unter dem Namen „Clowning“ oder auch „Krumping“ in den Straßen von Los Angeles pulsierenden Tanzstils auf den Zuschauer ein.

Die aggressiven und atemberaubenden Choreographien markieren dabei einen Ausdruck sozialer Unterdrückung und sind mehr als nur gefälliger Modetrend: ‚Krumping’ und ‚Clowning’ sind die beherrschende Kraft im Leben der Protagonisten und ihre einzige, sehr persönliche Art zu Überleben. Tommy the Clown, Tight Eyez, Lil C und Miss Prissy zeigen durch ihre enorme Willenskraft, dass es eine Alternative zu einem Leben in Gangs gibt.

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Durch ihr gezieltes Streben nach Moral und Werten brechen sie mit der gängigen Vorstellung amerikanischer Subkulturen und tragen zur Auflösung des ‚Hip-Hop’-Mythos’ als amerikanischem Ideal bei. LaChapelle nimmt uns mit auf einen emotionalen und visuellen Trip, der Atem und Sprache raubt, und uns zugleich an einem bewegenden Moment beispielloser Willens- und Körperstärke teilhaben lässt. Die furiose Verbindung von Ästhetik und totaler Echtheit macht RIZE zu einem herausragenden und einzigartigen Kinoereignis.

Clowning und Krumping

Im Los Angeles der 1990er Jahre entstand ein Tanzstil, von dem sein Erfinder, Tommy the Clown, sagt: „If you look like a bozo having spasms, you’re doing it right.“ Zuckende Körperbewegungen, artistische Freestyle-Moves und eine auffällige Gesichtsbemalung sind die herausragenden Merkmale dieses Stils. ‚Clowning’ entstand bei Tommys Auftritten als Clown auf Kindergeburtstagen, was auch die farbenfrohe Gesichtsbemalung und die populäre HipHop Musik erklärt.

Von seinem ersten Auftritt auf einem Kindergeburtstag im Jahre 1992, auf den sich Tommy the Clown gerne bezieht, hat sich das Clowning sehr viel weiter entwickelt. Um Tommy formierte sich die Gruppe der HipHop Clowns, und es dauerte nicht lange, bis auch rivalisierende Cliquen, wie zum Beispiel die Krumper, hieraus hervorgingen. Sie treten in Tanz-Wettkämpfen, wie der ‚Battle Zone’, gegeneinander an.

Wen das Publikum zum Sieger kürt, geht mit einem Meistergürtel nach Hause. Wer leer ausgeht, kehrt in sein Viertel zurück mit dem festen Vorsatz, bei der nächsten ‚Battle’ mit einer besseren Performance das Publikum zu überzeugen. Zur Zeit des Filmdrehs, so schätzten die Tänzer selbst, gab es gut 50 Clowning-Gruppen in Los Angeles. Inzwischen dürften es deutlich mehr sein.

Indessen findet das Clowning, das von seinen Anhängern als authentische Gegenbewegung zum Hip Hop verstanden wird, seinen Weg in den amerikanischen Mainstream. Die überschnellen, aggressiven Tanzbewegungen sind in Musikvideos von Chemical Brothers („Galvanize“), Missy Elliot („I’m Really Hot“) oder den Black Eyed Peas („Hey Mama“) und
auch in der jüngsten Elmore Leonard-Filmadaption „Be Cool“ zu finden.

Wie lange diese Bewegung noch eine authentische Alternative zum designerhörigen Hip Hop bleibt, ist fraglich. David LaChapelle portraitiert sie in ihrer ursprünglichen Authentizität.

Musik

In RIZE wirken Bilder und Töne zusammen. Die kreative Stärke des David LaChapelle auf visueller Ebene findet ihre Entsprechung in der Tonspur des Films. Neben Nummern von etablierten Größen des amerikanischen Showbusiness wie Christina Aguilera („Soar“), Lauryn Hill oder 2Pac sind Klassiker wie „Amazing Grace“ und „Oh Happy Day“ zu hören. Seine besondere Wirkung verdankt der Film aber der Originalmusik, die von ‚Red Ronin’ produziert wurde.

Die Raps von Flii Stylez und der pulsierende Hip Hop-Backbeat der Tracks intensivieren den Eindruck der Bewegungsexplosion im Tanz der Krumper. ‚Red Ronin Productions’ ist der Name für die Kollaboration der Freunde Richmond & Tone Talauega, Anwar „Flii“ Burton, Jose Cancela und Kevin Richardson. ‚Red Ronin“ produzierte bereits die Musik für David LaChapelles Kurzfilm „Krumped“, u.a. mit der Unterstützung von Bloezart, den Rappern Flii Stylz, Dap Daniels und Lil’C. Für RIZE kamen noch der Atlanta- Produzent, ID4 Winbz, Walt Liquor Barrell und Tenashus hinzu.

Die Produzenten bemühten sich mit der Musik eine Atmosphäre zu verbreiten, die die explodierende Energie, die im Tanz der Krumper zu spüren ist, reflektiert: eine Mischung aus spirituellem, afrikanischem Tanz, chaotischen Moshpit- oder Underground-Fightclub-Bewegungen, die mit synkopischen Rhythmen eines Hip Hop-Backbeat kombiniert werden. Die ‚Talauega Bros.’ (die den Film auch produzierten) waren komplett in Dreh und Produktion einbezogen.

Sie konnten dabei die Clowns und Krumper hautnah beobachten, und mit eigenen Augen erleben, wie die diese Jugendlichen, als nicht ausgebildete Tänzer, völlig willkürlich, aus sich selbst heraus Bewegungen voller Kraft und Leben hervorbringen, als dessen, wer sie sind und was sie in ihrem Leben fühlten und erfuhren. Die persönlichen Erfahrungen mit den echten, unverfälschten Talenten und Gefühlen der Tänzer waren die Inspiration der Talauegas und spiegeln sich direkt in der Musik von RIZE wieder.

In Deutschland wird der Soundtrack bei Edel Records veröffentlicht.

 

Die Tänzer

Die Tänzer, die in RIZE portraitiert werden, gehören zwei rivalisierenden Tanzgruppierungen an: den Clowns, die Truppe um Tommy the Clown, und den Krumpern. Clowns Thomas „Tommy the Clown“ Johnson Genau wie der Tanzstil selbst wurde Tommy the Clown nachhaltig von seiner Jugend in South Central, Los Angeles, geprägt. In Interviews verweist er immer wieder auf die hohe Kriminalitätsrate, die Armut und Perspektivlosigkeit.

Für ihn selbst war das Clowning ein Ausweg aus Drogenhandel und Kriminalität und darin sieht er auch das Potential des Tanzes. Es zeigt den Jugendlichen eine positive Alternative zu Gewalt und Prostitution. Clowning entfacht ihren Ehrgeiz, holt sie von der Straße und bietet die Möglichkeit zum Zusammenhalt mit anderen.

Tommy the Clown hat sich vom Animateur auf Kindergeburtstagen zu einem wichtigen Sozialarbeiter in Los Angeles entwickelt. Jugendliche können in einer gemeinnützigen Tanzschule trainieren und an seinen monatlichen ‚Battle Zones’ teilnehmen. Auch die USPolitik beginnt, den „father of krumping“ ernst zu nehmen: Tommy the Clown fungierte als Sprecher der Volkszählungskampagne von Gouverneur Gray Davis.

Sie erzielte prompt den größten Rücklauf seit vier Jahrzehnten. Tommy the Clown, „the hippest Clown around“: http://www.tommytheclown.com

 

Krumper

 

Lil C

Lil C, geboren am 31. Januar 1983, arbeitet in vielen Bereichen des Entertainment. Er spricht bei öffentlichen Veranstaltungen, rapt und schauspielt. Sein Hauptaugenmerk gilt allerdings dem Tanz. Lil C wuchs in South Central auf und gehörte zu den ersten Clownern. Er ist einer der Gründer des Krumping, einer aggressiveren Variante des Clownings. Mittlerweile tanzt er in Musikvideos von Eve und Gwen Stefani, Blink 182 und Young Romeo, tritt mit Usher oder Kelly auf und erstellt Choreographien für Missy Elliot und Nelly.

 

Dragon

Als Kind einer Soldatenfamilie am 2. November 1981 in Frankfurt geboren, verbrachte Dragon seine Jugendjahre in South Central. Dragon tanzt seit seinem 19. Lebensjahr. Zunächst trat er bei den ‚Platinum Clowns’ auf, doch bald schon folgen Auftritte in Musikvideos und bei Preisverleihungen. Jason Green, so der bürgerliche Name von Dragon, hat aber auch eine andere Seite.

Wie viele andere Krumper lebt er eine starke Spiritualität und sieht in der Religion die Grundlage persönlichen Glücks. Derzeit absolviert er eine Ausbildung zum Priester.

 

Ms. Prissy

„Fräulein Zimperlich“, wie Marquisa Gardner in der Krumping-Szene genannt wird, ist eine junge, erfolgreiche Tänzerin. Ihre Kombination von klassischer Tanztechnik (sie unterrichtet Modern Dance und Ballet) und energiegeladener Improvisation machten sie zur „First Lady des Krump“. Nach Auftritten in Werbespots und Musikvdeos tourt sie nun mit The Game, einem Schützling des Rap-Übervaters Dr Dre.

 

Tight Eyez

Tight Eyez, mit bürgerlichem Namen Ceasare Willis, ist einer der Gründer des Krumping. Nachdem er 2000 aus New York nach Los Angeles gezogen war, gehörte er zu den ersten, die Clowning und Krumping zur Perfektion trieben. Er trat mit einer Vielzahl von Clown-Gruppen auf bevor er schließlich Tommy the Clown traf und sich mit ihm zusammenschloss. Tight Eyez’ Leben wurde ebenfalls durch seinen Glauben verändert.

Er hat sich in den letzten Jahren verstärkt der christlichen Kirche zugewandt. Die Krumping-Bewegung nutzt er, um jungen Leuten zu helfen, ihr Leben im Glauben zu verändern. Sein Ziel ist es, eine eigene Krumping-Organisation mit ihm als Vorsitzendem zu gründen. Tight Eyez hofft, in der Zukunft Tanzschulen für Jugendliche zu eröffnen, wo diese ihre Talente trainieren und ihre Begabung einsetzen können.

 

Baby Tight Eyez

Ein Krumper der zweiten Generation. Er lernte das Clowning von Krumpern wie Tight Eyez, Dragon und Lil C. Als Enkel des Gründers des ‚Christian Tabernacle of Love, Faith and Deliverance’ wurde Baby Tight Eyez in einem stark christlichen Umfeld groß. Als entsprechend wichtig betrachtet er seinen Glauben.

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